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Kunstfälschungen


Kunstfälscher

Glanz und Schatten der großen Täuschung

Kunst fasziniert, bewegt und inspiriert und genau diese emotionale Kraft macht sie auch für Betrüger interessant. Unter einer Kunstfälschung versteht man die bewusste Herstellung oder Veränderung eines Kunstwerks, um es fälschlicherweise als Werk eines anderen Künstlers auszugeben. Das Ziel ist fast immer finanzieller Gewinn, manchmal auch die Lust an der Täuschung oder ein persönlicher Racheakt am Kunstbetrieb. Ob Gemälde, Skulpturen oder Zeichnungen, die Liste der überführten Fälschungen ist so lang wie spannend.

Ein Blick in die Geschichte

Fälschungen sind keine moderne Erfindung. Schon in der Antike kopierten römische Werkstätten griechische Skulpturen, um den Geschmack ihrer Kundschaft zu treffen. Diese Kopien waren nicht unbedingt als Täuschung gedacht, wurden aber später oft als Originale gehandelt.

Im 20. Jahrhundert erreichte das Thema neue Dimensionen. Han van Meegeren, ein niederländischer Maler, täuschte in den 1930er und 40er Jahren selbst erfahrene Experten, indem er „neue“ Werke des Barockmeisters Vermeer malte. Seine Fälschungen wurden für enorme Summen verkauft und galten lange als echte Entdeckungen.

 

Ein deutsches Beispiel ist der Fall Wolfgang Beltracchi, der über Jahrzehnte Gemälde im Stil berühmter Künstler wie Max Ernst oder Heinrich Campendonk schuf. Beltracchi ging so raffiniert vor, dass er nicht nur die Maltechnik imitierte, sondern auch die Biografien der angeblich verschollenen Werke erfand, inklusive gefälschter Fotos und Provenienzpapiere.

Methoden der Fälscher

Kunstfälscher nutzen eine beeindruckende Palette an Tricks. Alte Leinwände oder Holztafeln werden wiederverwendet, um die Datierung zu erschweren. Pigmente und Bindemittel werden nach historischen Rezepten angerührt. Selbst der Alterungsprozess, wie Risse, Firnisschichten, Verfärbungen, lässt sich künstlich erzeugen, etwa durch kontrollierte Hitze oder chemische Prozesse.

Neben den handwerklichen Methoden gibt es den psychologischen Faktor: Ein stimmiger Lebenslauf des vermeintlichen Werkes, sogenannte Provenienz, ist für viele Käufer entscheidend. Fälscher erfinden daher Sammlungen, verschollene Nachlässe oder gar ganze Familiengeschichten, um ihren Werken Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Die Aufdeckung

Wissenschaft trifft Kunst

Heutige Technik macht es Fälschern schwerer.

Materialanalysen prüfen Pigmente und Bindemittel. Ein Blau aus dem 19. Jahrhundert verrät sich, wenn es in einem „Renaissance“-Bild auftaucht.

Infrarot- und Röntgenaufnahmen zeigen Unterzeichnungen oder Korrekturen, die zum angeblichen Künstler nicht passen.

Dendrochronologie datiert Holztafeln anhand ihrer Jahresringe. Und nicht zuletzt spielt die stilistische Analyse durch erfahrene Kunsthistoriker eine zentrale Rolle. Die Kombination aus naturwissenschaftlicher Untersuchung und kunsthistorischem Blick ist heute der sicherste Weg, Fälschungen aufzudecken.

Wirtschaftliche und rechtliche Folgen

Kunstfälschung ist in den meisten Ländern klarer Betrug, sie kann mit hohen Geld- oder Freiheitsstrafen geahndet werden. Darüber hinaus schadet sie dem Vertrauen in den Kunstmarkt. Sammler und Museen investieren daher oft Beträge in Millionenhöhe. Ein aufgedeckter Betrug kann nicht nur finanziellen Verlust bedeuten, sondern darüber hinaus auch einen Imageschaden für Händler, Auktionshäuser und Institutionen.

Eric Hebborn

Der berüchtigte Fälscher als Autor.

Ein besonders aufsehenerregender Name in der Welt der Fälscher ist Eric Hebborn. Der britische Maler war nicht nur ein Meister der Nachahmung, sondern auch ein provokanter Erzähler. In seinem Buch „Handbuch des Kunstfälschers“ (Originaltitel: The Art Forger’s Handbook, 1997) beschreibt er detailliert, wie man alte Techniken imitiert, Pigmente herstellt und Papiere künstlich altern lässt. Hebborn betrachtete sich selbst weniger als Kriminellen, sondern als Künstler, der die Schwächen des Kunstmarkts aufzeigen wollte. Sein Werk gilt bis heute als faszinierendes Dokument der Szene und als Mahnung, wie schwer sich selbst Experten manchmal tun.

Tipps für Sammler und Käufer

Wer ein Kunstwerk erwerben möchte, sollte besonders auf lückenlose Provenienz achten, also die nachweisbare Geschichte des Werkes. Unabhängige Gutachten, Echtheitszertifikate und der Kauf über seriöse Galerien oder Auktionshäuser sind wichtige Sicherheitsfaktoren.
Auch der eigene Blick lässt sich schulen: Je mehr Originale man in Museen sieht, desto besser entwickelt sich ein Gefühl für Handschrift und Qualität eines Künstlers.

Fälschungen sind kein romantisches Abenteuer

So spannend die Geschichten klingen, Kunstfälschung ist kein charmanter Kavaliersdelikt. Es ist Betrug, der Künstler, Sammler und Museen schädigt. Jeder Verkauf einer Fälschung untergräbt das Vertrauen in den Kunstmarkt und entwertet echte Werke. Die Kreativität der Fälscher kann faszinieren, doch sie ersetzt niemals die Originalität und den geistigen Gehalt eines authentischen Kunstwerks.

 

Dieser Artikel wird fortgesetzt ...


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